Vielleicht hat der eine oder die andere es schon bemerkt: im Weltladen unserer Gemeinde gibt es eine Veränderung.
Nach vielen Jahren regen Engagements für den fairen Handel sind Katharina Gentner, Jutta Harig und Ingrid Hoffmann nun nicht mehr sonntags nach dem Gottesdienst hinter dem Ladentisch anzutreffen. Ein Anlass, auf mehr als vier Jahrzehnte Weltladen zurückzublicken.
Seinen Ursprung hat der Verkauf von fair Gehandeltem in unserer Gemeinde Ende der 1970er Jahre als Initiative der Zivildienstleistenden, damals noch Dritte-Welt-Laden genannt. Auch einen Stand auf dem Rumelner Wochenmarkt gab es zeitweilig. An grobe Jutetaschen, die schon damals Plastiktüten ersetzen konnten, und Kerzen aus Soweto (Südafrika) erinnert sich Katharina Gentner, die seit 1984 den fairen Handel tatkräftig unterstützt. Und an scharf gebrannten Kaffee aus Nicaragua, dessen Genuß wohl ein großes Bekenntnis zum fairen Handel erforderte. Tee und Schokolade gehörten seinerzeit ebenfalls zum Angebot, außerdem erste Textilien wie Schürzen und Topflappen.
Das allmählich wachsende Sortiment wurde nach den Gottesdiensten in Rumeln und in Kaldenhausen von vielen helfenden Händen feilgeboten, manchmal nur für ein paar Monate oder wenige Jahre. Geblieben ist Ingrid Hoffmann, die nun ebenfalls auf fast vierzig Jahre Weltladen blickt und den Wandel im Handel begleitet hat. Ihr sind die ersten Schulhefte und Schreibblocks aus recyceltem Papier gegenwärtig. Den Rotwein aus Algerien fand sie gewöhnungsbedürftig. Bald schon gab es einen Stand auf dem Adventsfest unserer Gemeinde und bei so manchem Seniorennachmittag. Die Beteiligung an der 1.100-Jahr-Feier Rumeln-Kaldenhausens, wir sind im Jahr 1998, war eine Selbstverständlichkeit.
Mit der Idee, fair gehandelte Waren einem breiteren Publikum, also auch außerhalb der Gemeinde anzubieten, stieß 2004 Jutta Harig zum Weltladenteam. Zum Weihnachtsmarkt wurde nämlich bereits eine der urigen Holzhütten mit Weltladenprodukten bestückt. Und so folgten Stände auf dem Sommerfest des Runden Tisches, am Bienenmuseum und zu den Thementagen in der Staudengärtnerei Diamant. Im Gemeindekindergarten wurden für die angehenden Schulkinder fair gefüllte Schultüten gezeigt. Der Rumeln-Kaldenhausen-Kaffee (s. a. Gemeindebrief 3/2024) hielt Einzug in das Sortiment, und zum Jahresende gab es fair gehandelte Orangen.
Meist nicht bekannt ist, daß der Einkauf von fair gehandelten Waren im Laden unserer Gemeinde doppelt hilft: unmittelbar, weil die Produzentinnen und Produzenten einen fairen Preis für ihre Waren erhalten. Damit ist beispielsweise eine Krankenversicherung möglich, und die Kinder können zur Schule geschickt werden, statt zum Familieneinkommen beitragen zu müssen.
Außerdem erwirtschaftet der Weltladen einen Überschuss, welcher einer Hilfsorganisation zur Verfügung gestellt wird mit dem Ansinnen, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Erinnert sei an die Schafherde, die nun einer bosnischen Familie ein geregeltes Einkommen sichert (Bosnien-Hilfe der Caritas). Oder die Nähmaschinen für das tansanische Dorf Lutindi (Projekt des Vereins Zebras Active Community). Hier gibt es nun Nähunterricht, und die Ergebnisse können auf den Fotos in der Rumelner Kirche bewundert werden. Die jüngste Spende ging an den Rheurdter Verein „Kinderdorf Mbigili Tansania“.
Eine Ära geht zu Ende. Doch der Einsatz für einen fairen Welthandel geht in unserer Gemeinde weiter. Gestalten Sie den Wandel mit und unterstützen Sie auch das neue Team des Weltladens. Jede fair gehandelte Tafel Schokolade, jedes Päckchen Rumeln-Kaldenhausen-Kaffee hilft. Unsere Welt braucht viel mehr faires Handeln!