Ein durch farbige Lichtakzente bereicherter Kirchenraum empfing am 03.11.24 die Besucher eines Heimatabends mit dem Lokalhistoriker Heinz Billen in der evangelischen Kirche in Rumeln. Verantwortlich für die Lichtinstallation und die dadurch erzeugte stimmungsvolle Atmosphäre waren Ingo und Tim Pügner, die mit ihrem „Kulturtreff Alte Dorfschule Rumeln e.V.“ zu Gast waren und die Veranstaltung ausrichteten. Anlass waren die Festlichkeiten zum 90ig-jährigen Bestehen der evangelischen Kirche.
Nach einführenden Worten von Ingo Pügner, der auch als Presbyter tätig ist, referierte Heinz Billen zur Entstehungs- und Baugeschichte der evangelischen Kirche und gab dabei gleichzeitig einen profunden Überblick über die Kirchengeschichte von Rumeln-Kaldenhausen im Allgemeinen. Wie stets in seinen Vorträgen verstand er es, in den thematisch angelegten Erzählsträngen jeweils Bezüge zu den historischen und politischen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit herzustellen und hier und da auch kleine Anekdoten einzuflechten.
Erste belegbare Anfänge kirchlicher Aktivitäten in Rumeln stehen danach im Zusammenhang mit dem ehemaligen Franziskaner-Tertiarinnen-Kloster Marienvelde, das über eine kleine Kapelle verfügte, die dem heiligen Antonius gewidmet war, und deren Ursprünge wohl bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Weitere Kirchen gab es darüber hinaus sowohl in Rumeln als auch in Kaldenhausen lange Zeit nicht, so dass bis ins frühe 20. Jahrhundert die Kirchen in Friemersheim und Hohenbudberg für Gottesdienste und kirchliche Aktivitäten aufgesucht werden mussten.
Dramatisch wirkte sich die Einführung der Reformation in der damaligen Grafschaft Moers insbesondere für den Ort Kaldenhausen aus, der fortan in einen westlichen Teil (Bistum Köln bzw. Kurfürstentum Köln/katholisch) und einen östlichen Teil (Grafschaft Moers bzw. Fürstentum Moers/evangelisch) geteilt war. Evangelische Christen aus Kaldenhausen gingen fortan ebenso wie jene aus Rumeln zur Kirche St. Martin nach Friemersheim, katholische Christen aus Kaldenhausen zur Kirche St. Matthias nach Hohenbudberg.
Aufgrund des mit der Industrialisierung einsetzenden Bevölkerungswachstums in Rumeln und Kaldenhausen wurde der Bau von Kirchen dann Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts in den Ortschaften selbst dringlich. Zugunsten des Baus der Rumelner evangelischen Kirche bildete sich ein Kirchbauverein, der sich um die Finanzierung und organisatorischen Abläufe kümmerte. Als Entwurfsverfasser für das Gebäude konnte der Moerser Architekt Baumann gewonnen werden, der sich bei der Materialwahl an niederrheinischen Traditionen orientierte und dabei aber eine zeitgemäße Formensprache wählte. Die Architektenleistung ist auch aus heutiger Sicht zu loben. Die Kirche wird nach wie vor als formschön empfunden und der Innenraum wirkt angemessen feierlich.
Auch wenn Kriegseinwirkungen vorübergehend Schäden verursachten war die Kirche in ihrer Substanz nie gefährdet. Einbußen durch Glockenverlust, Beschädigungen der Orgel und einzelner Bauteile wie Fenster etc. konnten im Laufe der Jahre stets adäquat ausgeglichen werden. Zwar mussten in diesem Zusammenhang vorübergehend auch Ausweichversammlungsstätten in Anspruch genommen werden, die Gemeindeverhältnisse zeigten sich aber im Wesentlichen stabil. Nach zwischenzeitlicher vollständiger Eigenständigkeit der evangelischen Kirchengemeinde Rumeln-Kaldenhausen bildet sie seit einigen Jahren gemeinsam mit den anderen evangelischen Kirchen im Stadtbezirk Rheinhausen nunmehr die Emmausgemeinde.
Am Schluss der Veranstaltung dankte Pfarrer Berghaus den Protagonisten des Abends, Herrn Heinz Billen und Herren Ingo und Tim Pügner für ihre Beiträge zu dieser sehr gelungenen Veranstaltung. Das Publikum bedankte sich mit einigen Beifallseinlagen und einem lang anhaltenden Schlussapplaus.